Reise bis Mittweida, Besuch mit Herrn Tassilo Römisch in seinem privaten Raumfahrt-Museum.

15. Mai 2008

Unsere diesjährige Exkursion führte uns nach Mittweida, Dresden und Mogenröthe-Rautenkranz in Sachsen. Aus verkehrstechnischen Gründen wurden die weit auseinanderliegenden Stationen von 10 Vereinsmitgliedern in priv. PKW angefahren. Gute Reise bei gutem Wetter über Magdeburg nach Mittweida. Ankunft dort gegen Mittag. In den Pensionen "Zschopaublick", ehemaliges Gehöft, und dem Bauernhof "Ferienhof Schöne", sehr gut renoviert, nette freundliche Zimmer, schöne Lage, eingebettet in der hügeligen sächsischen Landschaft. Abmarsch gegen 14:00 in den Ort zum Museum von Herrn Römisch. Eigenartig war der Gang in den Ort. Man traf auf dem Weg auf ehemalige Textilwerke am Fluss - wohl früher mit Wasserkraftantrieb -, herunter gekommene Wohngebäude und ging über uralte Strassen. Nach einer Weile erreichte man den Marktplatz und war doch positiv überrascht, was die Gemeinde Mittweida in der Zeit nach der "Wende" aus dem Ortskern gemacht hatte. Es war gerade Markttreiben auf dem Platz. Bemerkenswert war ein Denkmal, das die berühmtesten Absolventen der Fachhochschule/Technikum (früherer Name) zeigte. Dann fanden wir die Hinweise auf das Raumfahrtmuseum. Herr Römisch, unser Vereinsmitglied, ein beeindruckender Raumfahrt-Enthusiast, hat in einem 220 Jahre alten Gebäude (Familienerbe) ein sehr beeindruckendes kleines Museum geschaffen. Nahezu alle gängigen Trägerraketensysteme hat Herr Römisch im einheitlichen Maßstab 1:144 (Zwölfersystem!) auf einer Drechselbank in seiner Werkstatt als Modelle gebaut und in Vitrinen ausgestellt. Herr Römisch ist in der Lage auf Bestellung bis zu zwei Ausstellungen zur Raumfahrtgeschichte/-technik gleichzeitig zu bestücken, Raumanzüge auszuleihen, Vorträge zu Fragen der Raumfahrt zu halten, Treffen mit Astronauten oder Kosmonauten zu vermitteln usw. In Mittweida wurden im zweiten Weltkrieg auch Teile der V2 ("V-Waffen") hergestellt. Bemerkenswert ist das Besucherzimmer, in dem Herr Römisch auf zwei Zimmertüren dutzende Originalunterschriften von bekannten Astro-/Kosmonauten aufbewahrt, die er in seinem Hause zu Gast hatte. Das alles wird von Herrn Römisch engagiert betrieben und ist sehr beeindruckend!!! Abends trafen wir uns mit ihm zu einem gemeinsamen Abendessen im Biergarten eines alten Gasthauses. U. a. gab es "schwarzes Bier", eine Spezialität aus Sachsen.

http:www.space-service-intl.com

 


 

Fahrt nach Dresden, Besuch der Elbe Flugzeugwerke - EFW

Führung durch Herrn Nikolaus von Carlowitz

Ursprünglich war während des zweiten Weltkrieges von der Deutschen -Luftwaffe auf dem Gelände in der Nähe zum Flughafen Dresden eine Fliegerschule eingerichtet worden. Die DDR richtete auf dem Gelände ein flugtechnisches Werk ein, in dem zeitweilig über 12.000 Menschen (Düsenverkehrsflugzeug-B15 / MIG -Kampfflugzeuge) beschäftigt waren. Nach der Wende hat EADS Airbus den Betrieb weitergeführt und sich auf die Produktion von Zubehör für die Frachtversionen von Airbusmaschinen und die komplette Umrüstung von Airbusflugzeugen zu Frachtversionen spezialisiert. Die derzeitige Belegschaft beträgt mehr als 1300 Menschen, es werden weiterhin besonders Ingenieure gesucht, um den verstärkten Anforderungen des Umrüstungsmarktes entsprechen zu können. Es werden nur gebrauchte Airbusmaschinen aus der ganzen Welt (Globalisierung) zum Umbau in Dresden nachgefragt. Die EFW haben behördliche Zulassungen zum Umbau sämtlicher gängiger Airbusversionen. Neues Frachttor wird nur auf der Backbordseite der Maschinen eingebaut. Dazu muss die Zelle rundum verstärkt werden, es wird ein umlaufender Verstärkungsrahmen in den Flugzeugrumpf eingepasst, der dann das neue Tor aufnehmen kann. Ferner müssen ein verstärkter Boden eingesetzt und alle Spante innerhalb der Zelle verstärkt werden. Bei der Zerlegung der Maschinen decken die Inspektions-Ergebnisse verdeckte Schäden auf, die zu zusätzlichen Reparaturen führen, die auf Wunsch der Fluggesellschaften behoben werden können und was für EFW eine gern gesehene Aufstockung der Aufträge bedeutet. Die Maschinen verlassen im ungespritzten Zustand das Werk, das Aufbringen der Endlackierung und der Logos lassen die Fluggesellschaften fast immer bei einheimischen Firmen durchführen.

http://www.efw.eads.net

exk2008Die Exkursions-Teilnehmer vor den Elbe Flugzeugwerke (von links:) L. Haupt, D. Drewke, G. Pille, H. Minkus, K.-P. Paeßler, V. Schuster, U. Bremer, A. Gierth, M. Nagel, K.-H. Ingenhaag, H. Wilhelm.


Betriebsfestigkeitsversuch Airbus A 380. ( Gelände der IABG, im Auftrag von EADS Airbus )

Führung durch Herrn Boesch.

Die maßgeschneiderte Halle für den Airbus A 380, beinhaltet mit den Testvorrichtungen ein enorm beeindruckendes, technisches Gebilde, deren Größe erst durch die Besichtigung vorstellbar wird! Das Flugzeug mit seinen gigantischen Abmessungen ist mit einem Gerüst aus riesigen Stahlträgern umbaut. Die Besucherplattform befindet sich in etwa 20 m Höhe, man schaut fast von oben auf den Rumpf der Maschine. Die Erprobungen werden als Versuch bezeichnet! Eigentlich sind es Prüfungen im Sinne der Qualitätssicherung, sie dienen dem Nachweis vertraglich bzw. gesetzlich vorgeschriebener Eigenschaften des Flugzeuges. Die Versuchsbedingungen basieren auf den Lastannahmen und der Lebensdauer der Maschine, zur Verkürzung der Versuchsdauer werden bestimmte Verstärkungsfaktoren eingeführt und man beschränkt sich dabei auf die "härtesten" Belastungszyklen, die sich die Spezialisten auf Grund ihre Erfahrungen vorstellen können. Einmal wöchentlich wird eine Pause zur Inspektion, Wartung und Instandsetzung von Maschinen-/Pumpenanlage, Hydraulik, Computer usw. eingelegt. Zurzeit ist die Versuchszeit von ca. 5 Jahren zur Hälfte abgearbeitet. Am Beginn haben sich unvorhersehbare Ereignisse eingestellt. Die Airbus-Ingenieure und die Spezialisten der IABG waren trotz sorgfältigster Planung vor "Kinderkrankheiten" nicht gefeit, man musste an dem ursprünglichen Konzept Verbesserungen anbringen. Mittlerweile zeigen sich schon Fehler, die die Vorausberechnungen der Festigkeitsingenieure und des Materials bestätigen und den Ausblick auf die weitere Entwicklung gestatten. Bei den Belastungen der Kabine ist zu beachten, dass die A 380 einen ovalen Querschnitt aufweist, man muss also das Aufblähen zum normalen kreisförmigen Querschnitt vermeiden. Die maximale Auslenkung der Tragflächenspitzen beträgt ca. 5 m! (+3,8 / -1,2m), das ist schon beeindruckend. Außerdem wird natürlich auch die Veränderung des Kabinendrucks bei jedem Flug durch Aufpumpen der Kabine mit Luft simuliert. Es gibt aktive (Hydraulikzylinder) und passive (sich mit bewegende) Lasteinleitungen.


Besuch bei Dr. Olaf Przybilski, Dozent an der TU Dresden für Raumfahrttechnik im Rahmen des Fachbereichs Maschinenbau.

Dr. Przybilski hat eine riesige Sammlung von Hardware aus der Frühzeit der deutschen Raketenentwicklung. Diese Sammlung (auch neuerer Exponate) dient als Anschauungsmaterial für seine Studenten der TU-Dresden. Gegenwärtig arbeitet er, an einer Habilitation zu diesem Thema. Weiterführende Informationen unter:

http://www.raketenspezialisten.de/index.html


11. Raumfahrttage der "Deutschen Raumfahrtausstellung e. V." in Morgenröthe- Rautenkranz

Weltraumveteranen im Vogtland

Die Anreise stellte selbst gestandene Raumfahrer vor Probleme. So entschuldigte der tschechische Kosmonaut Vladimir Remek seine Verspätung bei den 11. Raumfahrttagen damit, dass er nicht gleich die richtige Abzweigung nach Morgenröthe-Rautenkranz gefunden habe. Er konnte auf Verständnis zählen. Der kleine Ort im Erzgebirge ist wirklich nicht gerade an die großen Verkehrsadern angeschlossen. Gleichwohl gibt es hier mit der Deutschen Raumfahrtausstellung das wohl größte Raumfahrtmuseum Deutschlands. Denn Morgenröthe- Rautenkranz ist der Geburtsort von Sigmund Jähn, dem ersten Deutschen, der ins All geflogen ist. Am 26. August 1978 startete er gemeinsam mit Waleri Bykowski vom Weltraumbahnhof in Baikonur, um auf der Raumstation Salut-6 eine Woche lang Experimente durchzuführen. Ein gutes Jahr später wurde im ehemaligen Bahnhofsgebäude von Rautenkranz die "Ständige Ausstellung erster gemeinsamer Kosmosflug UdSSR-DDR" eröffnet, deren Besuch für viele Schulklassen zum Pflichtprogramm wurde. Nach der Wende von 1989 stand das Museum kurz vor der Schließung, konnte aber durch den Einsatz einiger Enthusiasten zu neuem Leben erweckt werden. Ein wichtiges Lebenselixier sind die alljährlich veranstalteten Raumfahrttage, die Bürgermeister Konrad Stahl zufolge das Thema Raumfahrt in die Öffentlichkeit bringen und "Kosmonauten zum Anfassen" bieten sollen. In diesem Jahr widmeten sie sich dem Thema "30 Jahre bemanntes Interkosmos-Programm". Diesem Programm, mit dem die Sowjetunion befreundeten Nationen die Möglichkeit eröffnete, sich an Weltraummissionen zu beteiligen, verdankte Jähn die Gelegenheit, die Erde vom Orbit aus zu sehen. Ebenso Remek, der im März 1978 den ersten Interkosmos-Flug absolvierte. Gut gelaunt kommentierte er jetzt Bilder der Mission und schilderte, wie einem auf dem Weg zur Startrampe das ganze Leben durch den Kopf geht. "Das Essen hat geschmeckt", sagte er zu Aufnahmen von einer Mahlzeit an Bord von Saljut-6, " aber leider gab es kein Bier." Heute ist er als Abgeordneter im Europaparlament wieder mit Raumfahrt beschäftigt, diesmal mit dem Satellitennavigationssystem Galileo.
Jähn erzählte gemeinsam mit seinem damaligen Ersatzmann Eberhard Köllner von dem Auswahlprozess, der im Juli 1976 begann. Als Jähn einige Riechproben nicht identifizieren konnte, sah es zunächst so aus, als würde er scheitern. Eine Flasche Essig mit ihrem markanten Geruch rettete ihn jedoch, sodass er und Köllner am 4. Dezember 1976 von Alexej Leonow im Sternenstädtchen bei Moskau zum Beginn ihrer Ausbildung begrüßt werden konnten.
Das Interkosmos-Programm, in dessen Rahmen bis 1988 insgesamt 13 bemannte Missionen durchgeführt wurden, prägt auch noch die heutige Raumfahrt. Davon zeigte sich Gerhard Thiele, Leiter der Astronautenausbildung bei der ESA, überzeugt. Er wünschte sich eine historische Studie zum Einfluss von Interkosmos auf die Entstehung der europäischen Weltraumlabors Columbus und die Internationale Raumstation ISS. Europa, so Thiele, sei ein kleiner, aber anerkannter Partner, der sich insbesondere mit dem jüngst erfolgten Andocken des Versorgungsraumschiffs ATV an die ISS viel Respekt erworben habe. Der Frage nach einem eigenen, autonomen bemannten Zugang zum Weltraum könne Europa aber nicht ausweichen, ergänzte Thiele. Ähnlich hatte zuvor bereits Astronaut Thomas Reiter in seinem Grußwort geäußert. Wiederholt verwiesen die Redner auf die kürzlich erstellte Designstudie "ATV Evolution", in der gezeigt wird, wie das ATV schrittweise zu einem bemannten Transportsystem weiterentwickelt werden könnte. Die Studie soll auf der demnächst stattfindenden Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert werden. Aber könnte es der internationalen Kooperation im Weltraum womöglich förderlicher sein, wenn Europa bewusst auf die Entwicklung eines eigenen bemannten Systems verzichtet, statt sich in eine Konkurrenz mit Russland, den USA und China zu begeben? Jähn war die Idee sympathisch und auch Reiter räumte ein, dass das eine Option sei, die diskutiert werden müsse. Er verwies aber auch darauf, dass das derzeit einzige Kooperationsprojekt in dieser Richtung, das gemeinsam mit Russland angestrebte "Crew Space Transportation System" (CSTS), seit vier Jahren nicht von der Stelle komme. Mit einem eigenen System könne man eher Zeichen setzen. Thiele nannte das Beispiel Airbus, mit dem Europa im Luftverkehr Standards etwa beim Lärm- und Umweltschutz durchgesetzt habe.
"Das hätten wir ohne den Bau eigener Flugzeuge wohl kaum erreicht", sagte er. Astronaut Ernst Messerschmid nannte Zahlen: Der weltweite Jahresumsatz der Raumfahrt betrage 200 Milliarden Dollar, doch der Anteil von Europa an der ISS entspreche mit 8,3 Prozent nicht den Möglichkeiten. "Die ISS ist kein Modell internationaler Zusammenarbeit", so Messerschmid. Die Raumfahrt spürt Aufwind. So konnte Thiele auch eine junge Frau beruhigen, die sich sorgte, ihren Traumberuf Astronautin aus Altersgründen nie ausüben zu können. Für den jetzt beginnenden Auswahlprozess sei sie zu jung, sagte sie. Wenn es bis zum nächsten aber wieder 16 Jahre dauere, sei sie dann womöglich schon zu alt. Thiele versicherte ihr, dass das nächste Auswahlverfahren wahrscheinlich deutlich früher beginnen werde, vielleicht schon in vier oder fünf Jahren. "Wenn wir uns zusammentun, haben wir die Kraft, unsere Ziele im All zu erreichen", betonte Weltraumveteran Waleri Bykowski, dessen erster Raumflug mit Wostok 5 sich am 14. Juni zum 45. Mal jährt. Bestimmt lässt sich dann auch ein besonders unangenehmes Problem lösen, von dem Jähn berichtete: "Wir hatten damals eine Büchse Bier dabei, mit 0,3 Liter Inhalt. Und die hat sich beim Öffnen durch den Druckunterschied und die Schwerelosigkeit in Schaum aufgelöst."
(Hans-Arthur Marsiske) / (ad/c't)

http://www.heise.de/newsticker/Weltraumveteranen-im-Vogtland--/meldung/108042