Der Verein "Raumfahrthistorisches Archiv Bremen e. V." (kurz: RHA) wurde am 26. Mai 2000 gegründet. Er dient dem Zweck, Zeugnisse der Unternehmensgeschichte der AIRBUS Defence & Space sowie ihrer Rechtsvorgänger am Standort Bremen als "Ingenieursleistungen" zu dokumentieren, zu bewahren und wissenschaftlich nutzbar zu machen.
Diese Vereinsgründung stand am Ende eines langen Prozesses, der bald nach der Bildung der Deutschen Aerospace AG (DASA) im Jahr 1989 als Tochter- unternehmen der Daimler-Benz AG begonnen hatte. Ein Kreis aus leitenden Archiv- und Museums-Fachleuten erarbeitete für den DASA-Vorstand das Konzept eines DASA-Unternehmensarchivs. Die letztlich in der DASA vereinigten Traditionsfirmen der nationalen Luft- und Raumfahrtindustrie schlugen dem Vorstand, angesichts der vielfältigen technischen Entwicklungen an den Standorten, eine im Wesentlichen dezentrale Struktur des Unternehmensarchivs vor. Der Vorstand verabschiedete diese Empfehlung am 8. November 1993 als Beschluss. In diesem werden die Geschäftsbereiche beauftragt, dezentrale Historische Archive zu unterhalten, um damit die für die Firmengeschichte historisch bedeutsamen Dokumente zu sichern. Das Konzept des DASA-Unternehmensarchivs orientiert sich an dem Ideal des Mercedes-Benz-Archivs in Stuttgart-Untertürkheim. So entstanden in den DASA-Geschäftsbereichen, also auch in Bremen, umfangreiche Unternehmensarchive sowohl mit technischen als auch kaufmännischen Dokumentationen. Diese halten die vom Gesetz- oder von Auftraggebern vorgeschriebenen Aufbewahrungsfristen für die archivierten Bestände ein. Nach Ablauf der Frist werden die Bestände größtenteils vernichtet.
Für die Sicherung der für die Firmengeschichte bedeutsamen Dokumente wäre es nach dem DASA-Vorstandsbeschluss nötig, im Geschäftsbereich Raumfahrt-Infrastruktur zusätzlich zu dem bestehenden Unternehmensarchiv ein historisches Archiv einzurichten. Nicht die Bereitstellung der benötigten Räumlichkeiten samt der hierzu erforderlichen Infrastruktur und Sachmittel erschien problematisch, sondern die Abstellung firmeneigenen Personals für die Arbeitsleistung entwickelte sich schnell zur Kostenfrage, da hier wohl kaum weniger als zwei hauptamtliche Mitarbeiter für den zu tätigenden Aufwand einzusetzen wären.
In dieser Situation bekam der ins Stocken geratene Prozess der Einrichtung eines historischen Archivs einen neuen Anstoß von außen: Hans E. W. Hoffmann, der seit Gründung der ERNO im Jahre 1961 - mit Ausnahme seiner Zeit als ELDO-Direktor - dem Unternehmen angehörte und als Geschäftsführer in den 1970er-Jahren entscheidenden Anteil am Erfolg der ERNO Raumfahrttechnik hatte, bot im Frühjahr 1998 Dr. Werner Inden, dem damaligen Leiter Marketing und Außenbeziehungen, seine private Sammlung an Dokumenten aus seiner aktiven Berufszeit für die Aufnahme in ein historisches Archiv an. Christina Kläne, die sich als Leiterin des Unternehmensarchivs von Anfang an für die Einrichtung eines historischen Archivs eingesetzt hatte, nahm das Angebot von Hans E. W. Hoffmann an und übernahm die Sammlung erst einmal in das Unternehmensarchiv. Damit legte sie den Grundstein zum historischen Archiv. Im selben Monat trat auf Einladung von Winfried Selke erstmals ein Kreis interessierter Kollegen der Raumfahrt-Infrastruktur zusammen, der sich als "Initiativkreis Raumfahrt-Historie" zum Ziel gesetzt hatte, Teilinitiativen zur Geschichte der Raumfahrt-Infrastruktur zu bündeln und erfolgreich abzuschließen. Der Initiativkreis trat erstmalig am 13. Mai 1998 zusammen. Ihm gehörten Christina Korte (geb. Kläne), Claus Cohrt, Stephen Ransom und Winfried Selke an. Im folgenden Jahr schlossen sich Ulrich Bremer, Hans-Martin Fischer und Franz-Herbert Wenz an.
Als die beiden Bremer Geschäftsbereiche Airbus und Raumfahrt-Infrastruktur der Daimler-Benz Aerospace planten, am 26. September 1998 auf dem Firmengelände an der Hünefeldstraße einen großen Familientag zu veranstalten, erschien dies dem Initiativkreis eine willkommene Gelegenheit, die Raumfahrthistorie in Bremen auf großen Stellwänden zu visualisieren und dies mit einer Selbstdarstellung des Unternehmensarchivs zu verbinden. Die Organisatoren des Familientages stellten dafür eine Fläche von 100 m² zur Verfügung. Die Planung der Archivausstellung sowie die Erarbeitung der Ausstellungsinhalte nahm sehr schnell Gestalt an: Die Reaktion der Besucher, die zu unserem Stand in der großen Airbus Halle 20 fanden, ermunterten uns, den eingeschlagenen Weg zur Errichtung eines historischen Archivs weiter zu verfolgen. Im selben Jahr 1998 fiel eine für die spätere Zusammenarbeit des Historischen Archivs mit dem "Stedinger Verlag" bedeutende Entscheidung: Der Leiter des Bereichs "Programme und Vertrieb" Werner Inden hatte den ehemaligen Leiter der Antriebe in Ottobrunn Helmut Hopmann beauftragt, die Geschichte der Antriebe im Konzern aufzuschreiben. Das Ergebnis dieser Arbeit war das Buch "Schubkraft für die Raumfahrt", dessen Produktion ausgeschrieben wurde. Nach einem objektiven Auswahlverfahren unter den Angeboten namhafter deutscher Verlage erhielt der "Stedinger Verlag" in Lemwerder für sein druck- technisch besonders innovatives und preisgünstiges Angebot im Oktober 1998 den Zuschlag. Das Rezensionsexemplar dieses später international ausgezeichneten Buches konnte der "Stedinger Verlag" bereits im April 1999 aushändigen. Dessen Qualität dient bis heute als Richtschnur für eine Publikationsreihe, die das Historische Archiv seit 2001 herausgibt. (Anmerkung: Der "Stedinger Verlag" hat seinen Betrieb Ende 2017 eingestellt. Nachfolger-Verlag ist der "Kellner-Verlag" Bremen.)
Im Frühjahr 1999 nahm der Initiativkreis "Raumfahrt-Historie" die im Jahr 1998 begonnene Arbeit wieder auf. Mittlerweile hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass nur in der Einschaltung ehrenamtlich tätigen Personals und hier vor allem von Ruheständlern die offene Frage der Personalkosten für den Archivbetrieb zu lösen ist. Diese haben dazu noch den Vorteil, infolge langjähriger Tätigkeit in allen bislang in der Firma gelaufenen Vorhaben und Projekten einen guten Überblick über den historischen Wert der hier erstellten Unterlagen und Dokumente zu besitzen und Wesentliches von Unwesentlichem trennen zu können.
Die Firmenangehörigen, die sich im Initiativkreis zusammengefunden hatten, waren bereit, diese Aufgaben zu übernehmen. Überlegungen zur Gestaltung des Vorhabens Historisches Archiv führten zur Organisationsform eines eingetragenen Vereins mit definierten Rechten und Pflichten der im Archiv Tätigen. Um hier klare rechtliche Verhältnisse zu schaffen, wurde die Organisationsform eines eingetragenen Vereins gewählt.
Die Gründe waren u. a:
- Der "Eingetragene Verein" ist eine juristische Person und kann über seine Leitungsgremien als juristischer Vertragspartner auftreten.
- Der "Eingetragene Verein" kann infolge geeigneter Zielsetzung vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt werden. Geldliche und geldwerte Zuwendungen an den Verein können vom Zuwender steuerlich geltend gemacht werden.
- Der Vereinsvorstand haftet bei eventuellen Schäden nur im Rahmen des Vereinsvermögens, (im Gegensatz zum "nicht eingetragenen Verein", bei dem der Vorstand gegebenenfalls mit seinem gesamten Privatvermögen haftet). 2003 wurde beim Finanzamt Bremen der Antrag auf Gemeinnützigkeit im Hinblick auf die Tätigkeit des Vereins zur "Förderung der Kultur" - hier die Bewahrung und öffentliche Zurverfügungstellung des Kulturgutes "Ingenieurleistungen" - gestellt. Nach diversen Verhandlungen und entsprechenden Umformulierungen der Vereinssatzung wurde dem Verein Raumfahrthistorisches Archiv Bremen e. V. im Jahre 2003 rückwirkend die Gemeinnützigkeit zuerkannt.
- Gespräche mit der Standortleitung finden in der Regel einmal im Jahr statt, oder auch dann, wenn Bedarf an zu klärenden Problemen bzw. Anliegen, wie z. B. die Teilnahme an internen und externen Veranstaltungen, besteht.
Das Raumfahrthistorische Archiv gehört auch zum Verbund der Bremer Archive, einem lockeren informativen Zusammenschluss aller in Bremen aktiven Archive (ca. 53), die sich regelmäßig zum Meinungsaustausch treffen. Es ist ebenfalls Mitglied im Verein AIRbe, einem Verbund vieler im Raum Bremen tätiger Luft- und Raumfahrtvereine. - Im Jubiläumsjahr 2011 hat der Verein "Raumfahrthistorisches Archiv Bremen e. V." ca. 80 Mitglieder, von denen sich der harte Kern (ca. 20 bis 25 Personen) jeden Dienstag von 10:00 bis 16:00 Uhr in den Räumen des Archivs, Gebäude 4, Raum 1.093 auf dem Gelände der Firma AIRBUS trifft.
- Zu Beginn des Jahres 2019 hat der Verein bereits mehr als 100 Mitglieder.
Kontakt: Tel. +49-(0)160-98 55 63 96 (nur dienstags bzw. AB) oder über das Kontaktformular
Der Verein "Raumfahrthistorisches Archiv Bremen e. V." wird durch einen Vorstand geführt, der nach seiner Gründung bis zum Jahr 2018 jährlich von der Mitgliederversammlung neu gewählt wurde. Nach Neufassung der Satzung im Jahr 2018 werden die Vorstandsmitglieder ab 2019 in der Regel für 2 Jahre gewählt. - Vorstandssitzungen finden regelmäßig statt.
Der Vorstand des Vereins seit seiner Gründung im Jahre 2000: | ||||
Jahr | 1. Vorsitzender | 2. Vorsitzender | Kassenwart | Schriftführer |
2000-2005 | Winfried Selke | Franz-Herbert Wenz | Claus Cohrt | Hans-Martin Fischer |
2006-2008 | Hans-Martin Fischer | Franz-Herbert Wenz | Claus Cohrt | Peter Paeßler |
2009-2013 | Franz-Herbert Wenz | Ulrich Bremer | Claus Cohrt | Peter Paeßler |
2013-2015 | Ulrich Bremer | Franz-Herbert Wenz | Hans-Wilhelm Usedom | Reiner Nürge |
2015-2019 | Ulrich Bremer | Rüdiger Kledzik | Hans-Wilhelm Usedom | Reiner Nürge |
2019-2020 | Ulrich Bremer | Rüdiger Kledzik | Reiner Nürge (i.P.U.) | Reiner Nürge |
2020- | Ulrich Bremer | Rüdiger Kledzik | Reiner Nürge | Rolf B. Krukenberg |